Berlin, den 19.09.2022. Über 250 Arzneimittel sind derzeit laut Deutschem–Apothekerverband nicht mehr lieferbar. Betroffen davon sind u.a. Medikamente für Bluthochdruck, Diabetes, Fiebersaft und Krebstherapeutika. Zudem waren Schmerzmittel wie Ibuprofen zeitweise nicht erhältlich. In einigen Fällen war es auch nicht möglich Alternativen anzubieten. So gab es bereits einen Mangel an Brustkrebsmitteln, der schon die Gesundheit der betroffenen Frauen gefährdete. Grund für den Engpass sind neben der Lieferengpässe aus China auch die zu niedrigen Festpreise, die für Medikamente gezahlt werden. Demgegenüber stehen gestiegene Kosten für Rohstoffe, Energie und Logistik. Das konnten viele Hersteller nicht mehr schultern und haben die Produktion eingestellt.
Uwe Witt, Mitglied des Deutschen Bundestags, hat diese Notlage kommen sehen:
„Es gab schon deutliche Anzeichen während der Corona-Krise, dass die Medikamentenversorgung auf tönernen Füßen steht. Diese Anzeichen wurden von unserer Regierung jedoch ignoriert. So kam es bereits häufiger vor, dass aufgrund von Lieferkettenabrissen aus China Engpässe u.a. bei Fiebersäften und Antibiotika entstanden sind. Die Situation hat nun aber massiv an Schärfe gewonnen, da jetzt noch eine Verminderung der Produktionsvielfalt in Europa hinzukommt. Viele Hersteller können bei den vorgegebenen Festpreisen und den massiv gestiegenen Kosten die Produktion nicht aufrechterhalten. Dies betrifft nicht nur die Endprodukte, sondern auch die Vorstufen, die für die Produktion von Arzneien unabdingbar sind. Dieses Problem war absehbar. Leider wurde es auch hier versäumt, die Unternehmen auf eine geeignete Art und Weise zu entlasten, so dass es ihnen weiter möglich bleibt zu produzieren
Die dramatische Folge ist nun, dass z.B. Krebspatienten nicht mehr ausreichend versorgt werden können und die noch verbliebenen Anbieter die Nachfrage immer weniger bedienen können. Es werden zukünftig also noch mehr Medikamente zur Mangelware. Die Gesundheit von Hunderttausenden ist somit gefährdet.
Bereits seit Jahrzehnten hat man dazu noch versäumt die Abhängigkeit von China in diesem Bereich zu vermeiden. Die Forderung des Deutschen-Apothekerverbandes ist nicht ohne Grund schon seit Jahren, dass die Wirkstoffproduktion wieder in Europa stattfinden muss.
Die EU ist nun gefragt, die Medikamentenproduktion in Europa wieder zu etablieren und zu stabilisieren. Wir sprechen hier schließlich über mehr als systemrelevante Unternehmen. Ein sofortiges Handeln ist hier das Mindeste, um den bereits entstandenen Schaden an der Bevölkerung zumindest in Grenzen zu halten. Es ist ein Skandal, dass man es soweit hat kommen lassen.“