Berlin, den 22.08.2022. Jan Hempel, ein ehemaliger Weltklasse-Wasserspringer, hat in einer ARD-Dokumentation schwere Missbrauchsvorwürfe gegen seinen damaligen Trainer öffentlich gemacht hat. Er wirft dem Deutschen Schwimm-Verband (DSV) vor, damals falsch mit der Situation umgegangen zu sein. Während der Europameisterschaft in Rom wurde Lutz Buschkow von seiner Tätigkeit als Bundestrainer freigestellt, da er von den Vorwürfen gewusst haben soll.

Die Aussage zog viele weitere Anzeigen von DSV-Sportlern nach sich, die sich bei der Präventionsbeauftragten gemeldet haben.

Uwe Witt, Mitglied des Deutschen Bundestags, sieht hier dringenden Aufklärungs- und Handlungsbedarf:

„Es ist nicht hinnehmbar, dass ein öffentlich geförderter Verband, derartige Vorwürfe duldet und vertuscht. Dass dies kein Einzelfall ist, zeigt die Handhabe in vergleichbaren Fällen, wie des DSV Trainers Stefan Lurz. Dieser wurde trotz bekannter Missbrauchsvorwürfe noch zum Bundestrainer im Freiwasserbereich ernannt. Erst eine Berichterstattung der Presse hatte eine Beurlaubung zur Folge.

Dass gerade auch im Sport Gefährdungspotenziale für sexualisierte Gewalt bestehen ist hinlänglich bekannt. So gaben 2016 ein Drittel von 1.800 befragten Leistungssportlern an, sexualisierte Gewalt im Sport erlebt zu haben. In einer Studie von 2021 gab jeder Fünfte der Befragten an, als Kind beim außerschulischen Sport sexualisierte Gewalt mit Körperkontakt erfahren zu haben Die getroffenen Maßnahmen sind dagegen halbherzig, inkonsequent und eher darauf bedacht den Täter zu schützen.

Symptomatisch ist bereits, dass erst nach einer öffentlichen Aussage weitere Opfer zur Präventionsbeauftragten gegangen sind. Vorher schien ihnen dieser Schritt wohl sinnlos zu sein oder sie befürchteten Konsequenzen für ihre Laufbahn.

Ganz offensichtlich wird die Einstellung zur Aufklärung bei den Sportfunktionären bei der Realisierung des dringend notwendigen Zentrums für Safe Sport. Die Realisierung des Projekts ist zwar im Koalitionsvertrag festgeschrieben, doch der Deutsche Olympische Sportbund möchte sich nicht an den Kosten beteiligen, im Gegenteil aber inhaltlich aktiv mitgestalten, was wiederum eine Unabhängigkeit der Instanz konterkarieren würde.

Ich fordere daher eine schnellstmögliche Einrichtung des Zentrums für Safe Sport und einheitliche Sportregeln gegen interpersonale Gewalt festzulegen, auf dessen Basis Schiedsgerichte sportspezifische Sanktionen verhängen können. Dies ist im Hinblick auf die Effektivität und Unabhängigkeit von immenser Bedeutung. Vielleicht kann man hierdurch gesellschaftspolitisch Maßstäbe setzen und anderen Institutionen, wie der Kirche, neue Wege aufweisen.

Sollte der DOSB und der DSV sich nicht angemessen an dem Zentrum für Safe Sport und anderen Präventionsmaßnahmen beteiligen, muss hier dringend über eine Streichung der Fördergelder nachgedacht werden.“