Berlin, den 10.08.2022. Im Schatten der Ukraine-Krise findet in Nordafrika ein Konflikt statt, der gravierende Folgen für den Gasmarkt und damit die Energieversorgung in Europa hat. Aufgrund von Streitigkeiten zwischen Algerien und Marokko in der Westsahara hat Algerien 2021 die Gaslieferungen an Spanien über eine Pipeline durch Marokko eingestellt. Marokko erhielt für den Transit Gas aus eben dieser Pipeline, das die algerische Regierung als Druckmittel gegen seinen Nachbarn benutzt. Marokko erhält nun über diese Pipeline vergastes Flüssiggas aus Spanien. Besonders brisant: Lieferant ist der deutsche Energieriese RWE!

Uwe Witt, Mitglied des Deutschen Bundestags, über diesen Deal:

„Die Deutschen werden von der Ampelregierung auf einen harten Winter mit knappen Gasvorräten eingestimmt, zum Gassparen angehalten und mit exorbitanten Preissteigerungen in Existenznöte getrieben. All dies wird mit dem Ukrainekrieg und den Sanktionen gegen Putin begründet. Kanzler Scholz sieht die Einführung der Gasumlage auf alle Verbraucher als großen Akt der Solidarität an.

Unterm Strich wird das Heizen mit Gas unbezahlbar.

Doch das, was gerade in Spanien praktiziert wird, muss sich für den deutschen Gaskunden wie ein Schlag ins Gesicht anfühlen. Der deutsche Energiekonzern RWE importiert amerikanisches Flüssiggas nach Spanien, lässt es dort re-vergasen und verkauft es nach Marokko durch eine Pipeline, durch die noch letztes Jahr Gas aus Algerien in Richtung Europa floss. Ein Millionengeschäft für RWE, ein Armutszeugnis für die rot-grün-gelbe Bundesregierung.

Die Versäumnisse der vergangenen Jahre, in Europa eine Infrastruktur zu errichten, die eine Gasversorgung aus Nordafrika ermöglicht hätte, schlägt jetzt zu Buche. Weder ist die zusätzliche Unterwasser-Pipeline von Algerien nach Italien fertiggestellt worden noch hat man den Überland-Transit über Spanien nach Mitteleuropa ausgebaut. Spanien und Portugal, die über ausreichend LPG-Terminals verfügen, haben zudem keine Möglichkeiten, Gas vermehrt über Land nach Mitteleuropa zu transportieren, denn die einzige Pipeline zwischen Spanien und Frankreich hat die Grenzen ihrer Kapazität längst erreicht.

So profitiert ein nordafrikanisches Land von der Unfähigkeit der Europäer, sich versorgungs- und krisensicher aufzustellen, während sich Deutschland auf kalte Zeiten einstellen muss.“