Berlin, den 12. Juli 2022. Die EU-Kommission und die Europäische Zentralbank (EZB) haben grünes Licht für die Erweiterung der Eurozone gegeben. Kroatien, das drittärmste Land in der EU, soll zum 1.1.2023 den Euro einführen. Auch Bundesregierung und der Bundestag haben den Beitritt bereits abgesegnet. Es steht nur noch die endgültige Zustimmung durch die EU-Finanzminister am heutigen Dienstag aus. Experten haben Zweifel an dieser Entscheidung, da aufgrund der steigenden Inflation, der hohen Staatsverschuldungen und des niedrigsten Standes des Euro seit 20 Jahren eine neue Euro-Krise immer realer wird. Bulgarien, das ärmste Land der EU, möchte als nächster Kandidat den Euro zum 1.1.2024 einführen.

Uwe Witt, Mitglied des Deutschen Bundestags, sieht den Beitritt Kroatiens mehr als skeptisch:

„Man hat anscheinend aus der Vergangenheit wenig bis nichts gelernt. Die Probleme mit Ländern wie Griechenland und Zypern scheinen vergessen zu sein. Nun in der jetzigen noch viel prekäreren wirtschaftlichen Situation ausgerechnet das hochverschuldeteste Land der EU-Länder, die noch nicht zur Eurozone gehören, aufzunehmen, wird den Euro immens weiter schwächen. Der Euro wird zur Währung der Schwachen. Denn Dänemark und Schweden, die solide da stehen, streben es gar nicht an der Eurozone beizutreten, stattdessen aber Bulgarien, welches noch ärmer ist als Kroatien.

Es ist richtig, dass eine starke gemeinsame Währung eine wichtige Säule für die Handlungsfähigkeit der Europäischen Union ist, aber dies geschieht nicht durch ein Wachstum mit hochverschuldeten Staaten. Eine in der Form wachsende Währungsunion schwächt die Relevanz des Euro und eines kooperativen Währungssystems hingegen deutlich.

Die EU/EZB hat es versäumt den Euro zu stabilisieren, denn sie haben es über Jahre, trotz Stützung, trotz Rettungspaketen nicht geschafft, dass die südlichen EU Länder sich reformieren und ihre Schulden abbauen. Stattdessen wurde eine ultralockere Geldpolitik gepflegt, die zur weiteren Verschuldung geführt hat.

Ich möchte an dieser Stelle nochmal auf meine Kolumne verweisen: „Warum die Ukraine Teil der EU werden muss und die Türkei nicht“. Hier habe ich versucht einen anderen Ansatz bezüglich der EU-Erweiterung darzustellen.

Man kann hier nur fordern, dass die Eurozone sich komplett neu aufstellen und strukturieren muss. Diese Erweiterungspolitik wird nur zu weiteren Eurobonds führen und den Euro soweit destabilisieren, dass er bedeutungslos wird.“