Berlin, den 4. Juni 2022. An dem Mittwoch vor Christi Himmelfahrt lud Papst Franziskus zur Generalaudienz auf den Petersplatz in Rom ein. Die Übersetzung der Predigt wurde auf der Website jedoch in der deutschen und polnischen Version stark verkürzt und inhaltlich verändert. Allen anderen Übersetzungen hingegen geben die Predigt des Papsts in voller Länge und im jeweiligen Wortlaut wieder. Dies ist nicht das erste Mal: bereits im Jahre 2019 wurde eine Predigt bereits nur stark verkürzt übersetzt.

Uwe Witt, Mitglied des Deutschen Bundestags, sieht diese Vorgehensweise sehr kritisch:

„Wenn der Papst in der ungekürzten Version seiner Predigt sagt; „Wir sind die Gesellschaft des Überdrusses. Wir sollten ein weit verbreitetes Wohlbefinden geschaffen haben, dulden aber einen Markt, der in Bezug auf die Gesundheit wissenschaftlich selektiv ist.“ und später noch ergänzt: „Es ist kein Zufall, dass wir im Zeitalter von Fake News, kollektivem Aberglauben und pseudowissenschaftlicher Wahrheiten leben.“ ist es natürlich nicht auszuschließen, dass diese klaren Worte gerade den deutschen Politikern nicht gefallen und auf Unmut stoßen könnten.

Die Kürzung der Worte des Papstes als vermutliche Vorbeugung von Irritationen zeigt einerseits, dass die einst so stolze deutsche katholische Kirche sich zu sehr an die weltlichen Mächtigen anbiedert, aber auch andererseits wie es gerade um die Meinungsfreiheit in Deutschland bestellt ist, wenn schon die Worte des Papstes eines Weichzeichners bedürfen.

Beide Tendenzen sind nicht gut für unsere Gesellschaft. Die deutsche katholische Kirche war und ist ein wichtiger Mahner auch der weltlichen Herrscher, ein absolut wichtiges Korrektiv, gerade in der heutigen oft strukturlosen Zeit.

Die Meinungsfreiheit ist hingegen das Kernelement einer funktionierenden Demokratie und Zensur damit ihr größter Gegner. Hier sollte man die deutsche katholische Kirche hinterfragen, warum sie dies unterstützt und sich auf diesen Irrweg begeben hat. Nur mit offenen Worten können wir die Welt verbessern.“