Berlin, den 17. Mai 2022. Es müssen immer mehr Menschen im Rentenalter zusätzlich arbeiten. Im letzten Jahr waren über eine Million Erwerbstätige über 67 Jahre alt. 2010 waren es noch 685.000 Beschäftigte. Die Zahl der arbeitenden Rentner ist also deutlich gestiegen. In den meisten Fällen handelt es sich um einen Minijob, aber 217.000 Menschen sind im Rentenalter immer noch sozialversicherungspflichtig beschäftigt.

Uwe Witt, Mitglied des Deutschen Bundestags, zu dieser Entwicklung:

„Diese Steigerung ist besorgniserregend, aber nicht unerwartet. Bei unserem Rentensystem war es abzusehen, dass die Renten irgendwann nicht mehr den Lebensstandard sichern können. Es ist traurig, dass Rentner gezwungen sind nach einem langen Arbeitsleben noch weiter arbeiten zu müssen. Dazu müssen die Deutschen im Vergleich zu anderen Industrienationen auch noch am längsten arbeiten, bis sie überhaupt eine Rente erhalten.

Die anstehende Rentenerhöhung wird diesen Zustand auch nicht beheben können, da diese Erhöhung weit unter der derzeitigen Inflation liegt.

Die letzten Regierungen haben es leider versäumt, das Rentensystem grundlegend zu reformieren und auf die anstehende Generationenlücke vorzubereiten.

Die Ampelkoalition hat leider auch nicht vor, diese wichtige Reform anzugehen. Im Maßnahmenpaket der Regierung zur Entlastung der Bürger werden die Rentner sogar ganz außen vorgelassen. Die fortschreitende Altersarmut scheint man nicht priorisiert bekämpfen zu wollen.

Der neue Mindestlohn in Höhe von 12 Euro ist zumindest ein wichtiger Schritt, um von seiner Arbeit leben und Rentenansprüche erwirtschaften zu können.

Er ist aber nur ein Puzzleteil, der z.B. durch eine durchgängige Tarifbindung noch ergänzt werden muss. Der Arbeitnehmer muss wieder an der Wertschöpfungskette teilhaben und am Erfolg der Unternehmen partizipieren. Nur so kann er eine angemessene Rente erarbeiten. Derzeit sind die Arbeitgeber aber weit von diesem Gedanken entfernt, da ihr oberstes Ziel meist die Gewinnoptimierung ist, die zulasten der Arbeitnehmer geht.

Um den von Armut betroffenen Rentnern schnellstmögliches zu helfen bedarf es staatlicher Zuschüsse, wie es in anderen Industrienationen schon gang und gebe ist.“