Berlin, den 12.Mai 2022. Die Belastung der Rettungsdienste steigt seit Jahren ständig an. Im März dieses Jahres nahmen die Einsätze um 14% zum Vorjahresvergleichszeitraum zu. Teilweise ist ein Rettungswagen für 3,7 Millionen Menschen Realität. In Ballungszentren werden zudem verstärkt Rettungswagen zu Einsätzen geschickt, die sich im Nachhinein nicht als Notfall darstellen.
Uwe Witt, Mitglied des Deutschen Bundestags, mahnt eine Reform der Notfallstrukturen an:
„Hier macht sich nicht nur die gesellschaftliche Alterung bemerkbar, sondern vor allem die mangelnden Vorkehrungen hierfür. Anstatt vorzusorgen haben die letzten Regierungen hingegen durch Einsparungen die Lage noch deutlich verschärft.
Aus Kostengründen sind z.B. regelmäßige Hausbesuche von Ärzten eine Seltenheit geworden und leitungsfähige ambulante Zentren sind oft nicht vorhanden. Zudem werden ebenfalls aus Gründen der Kostenoptimierung Patienten häufig viel zu früh aus dem Krankenhaus entlassen. Gerade viele alte Menschen sind aufgrund des gesellschaftlichen Wandels auf sich alleine gestellt und sehen im Notruf die einzige Möglichkeit, Hilfe zu erlangen.
Auch die fehlende Versorgung von Obdachlosen führt bei Kälte oder Hitze zu vermeidbaren Einsätzen.
Hinzu kommt noch eine Ökonomisierung der Hilfsorganisationen und des Rettungsdienstes insgesamt. Die führt zu verstärktem Wettbewerb innerhalb einer Hilfsorganisation und untereinander und zu erhöhtem Kostendruck. Dieser wird an die Beschäftigten in Form von Arbeitsverdichtung und Ausdehnung der Arbeitszeit weitergegeben.
Hier bedarf es nicht nur einer dringenden Reform der Notfallstrukturen samt besserer Arbeitsbedingungen der Rettungskräfte, sondern auch der besseren Prävention. Leistellen die Möglichkeit zu geben, Sozialarbeiter und Pflegekräfte zu schicken, kann hier nur eine Übergangslösung zu sein. Ziel muss es sein, die lokale Versorgung so zu gestalten, dass der Notruf nur noch bei einem wirklichen Notfall angerufen werden muss.“