Berlin, den 09.11.2022. Das Interesse an Baufinanzierungen ist stark gesunken. Aufgrund steigender Zinsen sank das Neugeschäft deutscher Banken mit Immobiliendarlehen an Private und Selbständige um 28% im Vergleich zum Vorjahresmonat. Das ergab eine Analyse der Beratungsfirma Barkow Consulting. Hierbei handelt es sich laut Experten um einen Rekordrückgang mit einem sich deutlich abzeichnenden weiteren Abwärtstrend.
Uwe Witt, Mitglied des Deutschen Bundestages, ist wenig erstaunt über diese Entwicklung:
„Neben den steigenden Baukosten und dem Handwerkermangel machen sich nun auch die Zinsanhebungen der EZB deutlich bemerkbar. Es war absehbar, dass dies sich negativ auf die Baubranche auswirken wird und damit auch auf die Baufinanzierungen der Banken. In einer Zeit, in der auch Familien mit mittlerem Einkommen aufgrund der Energiepreise und der Inflation an ihre Grenzen kommen, ist ein Anstieg der monatlichen Raten um mehrere hundert Euro kaum zu verkraften. Oft haben die Familien ebenso wenig Eigenkapital und bekommen aufgrund der finanziellen Umstände nur unter restriktiveren Maßgaben einen Kredit.
Dies schwächt neben der Baubranche jetzt natürlich auch die Banken, schließlich machen private Immobiliendarlehen 40% ihres Kreditgeschäfts aus. Auch hier zeigt sich wieder der Dominoeffekt, der sich als nächstes wohl oder übel auch auf den Wohnungsmarkt ausbreiten wird. Die Wohnungslage wird immer knapper und damit teurer. Es verzichten ja auch nicht nur Privatkunden auf Bauvorhaben, sondern ebenso die öffentliche Hand und vor allem die großen Baukonzerne.
Weiteren Zündstoff erhält der Wohnungsmarkt übrigens über die neue zweijährige Karenzzeit im Bürgergeld. Bei Bürgergeldempfängern soll künftig in den ersten zwei Jahren die Prüfung entfallen, ob die Miete angemessen ist. Es wird befürchtet, dass die Wohnungsmieten aufgrund dessen nachziehen und damit das Wohnen insgesamt teurer würde. Dies hätte zur Folge, dass der bezahlbare Mietraum für Personen geringer und mittlerer Einkommen verringert bzw. nicht mehr zur Verfügung steht.
Die Ampel hätte zu Beginn der Krise an den bekannten Stellschrauben gegensteuern müssen, nun befinden wir uns mitten im Abwärtstrend und dieser ist kaum mit den geplanten Entlastungen aufzuhalten. Um diese Spirale aufzuhalten bedürfte es jetzt eines wahren Kraftaktes unter Einbezug der EZB-Politik. Der Traum vom Eigenheim wird jedenfalls für immer weniger Menschen in Deutschland zu realisieren sein. Dies ist in Anbetracht der eh schon geringen Eigentumsquote ein weiterer Rückschritt auch in Bezug auf die Altersvorsorge.”