Berlin, den 07.11.2022. Nach Berechnungen der Deutschen Rentenversicherung werden im nächsten Jahr die Renten überdurchschnittlich stark steigen. Die Renten sollen zum 1. Juli 2023 um 3,5 Prozent im Westen und 4,2 Prozent im Osten erhöht werden. Die Erhöhung kommt durch einen erwarteten Lohnzuwachs in Höhe von 4,5% dieses Jahr und 5% nächstes Jahr zustande, an den die Renten gekoppelt sind. „Mir ist wichtig, dass davon auch die Rente profitiert“, kommentiert Bundesarbeitsminister Heil die zu erwartende Rentenerhöhung.

Uwe Witt, Mitglied des Deutschen Bundestags, sieht die Rentenerhöhung als zu gering an:

„Es ist schon mehr als erstaunlich wie diese recht überschaubare Rentenerhöhung als großen Gewinn für die Rentner dargestellt wird. Bei einer aktuellen Inflationsrate von 10,4% gleicht es nicht mal zur Hälfte die Inflation aus. Die Energiekosten werden wie die Inflation auch nicht in absehbarer Zeit wieder ein normales Niveau erreichen, so dass auch im nächsten Jahr die Rentner mit durchschnittlich 45 Euro mehr nicht viel ausgleichen werden können. Man sollte bei den Zahlen nicht vergessen, dass 25% der Rentner unter der Armutsgrenze leben und immer mehr Rentner gezwungen sind dazu zu verdienen. In Anbetracht dieser Tatsache, ist diese Erhöhung eher ein Armutszeugnis, als ein freudiges Ereignis.

Wenn Minister Heil den Rentnern etwas Gutes hätte tun wollen, hätte er nicht den Nachhaltigkeitsfaktor wieder eingeführt, der zu einer faktischen Rentensenkung führt. Hier wurden die Weichen der Ampel gegen Millionen Rentner gestellt. Auch ist das Rentenniveau von 48% im Vergleich zu anderen europäischen Ländern schon niedrig und aktuell nur bis 2025 abgesichert. Was danach passiert, steht in den Sternen. Die zu erwartenden Rezession wird sich negativ sowohl auf den Arbeitsmarkt als auch auf die Wirtschaft im Allgemeinen auswirken. Man muss kein Prophet sein, um vorauszusehen, dass dies sowohl die Höhe des Beitragssatzes, als auch das Rentenniveau negativ beeinträchtigen wird. Auch das neue Projekt von Christian Lindner die „Aktienrente“, bei dem der Aufbau eines Kapitalstocks die Beiträge langfristig stabilisieren soll, ist in der aktuellen Lage eher ein defizitäres Geschäft. 10 Milliarden will Lindner 2023 dafür einplanen, es empfiehlt sich hier ein Blick auf die aktuellen Börsenkurse. Von einer tatsächlichen Rentenabsicherung kann man mittelfristig nicht ausgehen.

Heil hat lieber sein Prestigeobjekt, das Bürgergeld, priorisiert, anstatt das Rentensystem grundlegend zu reformieren. Daher fließen nun wohl auch die 2 Milliarden, die nach den bisherigen Regelungen in den Jahren 2022 bis 2025 aus Sonderzahlungen in Höhe von 500 Mio. EUR jährlich zur Finanzierung der Beitragssatzgarantie eingesetzt werden sollten, ins Bürgergeld.

Die Regierung sollte sich zeitnah Gedanken über das Rentensystem machen, ansonsten werden noch mehr Rentner in die Altersarmut rutschen, obwohl sie ihr ganzes Leben gearbeitet haben. Ein weiterer Fehlanreiz direkt ins Bürgergeld zu gehen anstatt für wenig Lohn zu arbeiten. Der Fachkräftemangel wird dank des Bürgergeldes einen ordentlichen Push erhalten. Es fehlt halt auch an Fachkräften in der Regierung.“