Berlin, den 03.09.2022. 13 Jahre lang, seit 2009, gab es in Deutschland auf dem Immobilienmarkt nur eine Richtung: aufwärts. Jahr für Jahr wechselten immer mehr Häuser und Wohnungen für immer höhere Preise den Besitzer. Doch jetzt schlägt die Maklerbranche Alarm. Der Absatz stagniert und die Preise werden nicht mehr verhandlungslos akzeptiert.

Uwe Witt, Mitglied des Deutschen Bundestags, sieht hier deutliche Zeichen einer Trendwende:

„Mietpreise, die kein Limit nach oben kennen, und exorbitante Summen, die für Eigenheime verlangt werden, haben den Immobilienmarkt der letzten Jahre geprägt. Doch jetzt scheint sich das Blatt partiell endlich zu wenden.

Der Bundesverband der Immobilienmakler berichtet nun davon, dass es zu einer Stagnation am Markt für Wohneigentum gekommen sei. Es lässt sich längst nicht mehr jede Wohnung und jedes Haus für den geforderten Preis ad hoc verkaufen, stattdessen werden wieder Preise verhandelt und manch sicheres Geschäft kurzfristig abgesagt. In der langfristigen Folge wird Wohneigentum wieder günstiger. Jedoch ist nicht zu erwarten, dass wieder ein Niveau erreicht wird, das es unseren Bürgern ermöglicht, sich den Traum vom Häuschen zu moderaten Preisen zu verwirklichen. Der aktuelle Durchschnittspreis für Wohneigentum liegt bei knapp über einer halben Million Euro: für einen Durchschnittsverdiener eine utopische Summe! Hier ist es zu begrüßen, wenn die Preisspirale endlich abwärts geht.

Ganz anders sieht es im Bereich der Vermietungen aus. Die Gründe hierfür sind mannigfaltig: auf der einen Seite ist der Mietwohnungsbau in den letzten Jahren stark rückläufig, auf der anderen Seite ist die Nachfrage stark gestiegen. Ursachen dafür liegen auf der Hand. Der Bevölkerungszuwachs in den Jahren 2015/16 und aktuell durch die Ukrainekrise führten gerade in Ballungszentren zu einer Wohnraumverknappung, die wiederum durch rückläufigen Wohnungsbau nicht gedeckt werden konnte. Eine weitere Gruppe drängt nun vermehrt auf den Mietmarkt: die Gruppe der ‚potentiellen Selbstnutzer‘, also Menschen, die gerne Wohneigentum kaufen würden, aber aufgrund der Situation am Immobilienmarkt nicht in der Lage sind, diesen Plan zu verwirklichen. Durch die Zinsanhebung der EZB sind Immobilienfinanzierungen teurer geworden. Die hohen Verkaufspreise tun ihr Übriges dazu, dass der Kauf zu einem unkalkulierbaren Finanzierungsrisiko wird, vor dem viele verständlicherweise zurückschrecken. Die allgemeine Preisexplosion und die gesamtwirtschaftliche Krisenstimmung tragen dazu bei, dass potentielle Käufer diesen Schritt scheuen und stattdessen lieber Wohnungen mieten statt zu kaufen. Damit schließt sich der Kreis. Hohe Kaufpreise und schlechte Finanzierungsmöglichkeiten erhöhen die Nachfrage und Preise für Mietwohnungen.

Es bleibt zu hoffen, dass sich dadurch das Preisniveau für Kaufwohnraum reguliert und sich die Situation am Wohnungsmarkt entspannt.

Nach wie vor steht die Ampel-Regierung in der Pflicht, hier nachhaltig Abhilfe zu schaffen und Anreize für bezahlbaren Wohnungsbau zu setzen, um der Wohnungsnot und den astronomischen Mietpreisen entgegen zu wirken.“