Berlin, den 17.08.2022. Die Energiekrise, die durch die Sanktionen gegen Russland im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine ausgelöst wurde, trifft nicht nur Deutschland. Unser Nachbarland Frankreich bezieht 67% seines Strombedarfs aus den 56 heimischen Atomkraftwerken, von denen allerdings zurzeit nur 29 in Betrieb sind. Also muss es seinen Fehlbedarf auf dem internationalen Strommarkt beschaffen. Dadurch stiegen die Strompreise in Frankreich und sind aktuell etwa doppelt so hoch wie in Deutschland.
Uwe Witt, Mitglied des Deutschen Bundestags, über die französische Energiepolitik und deutsche Stromexporte:
„Bis vor Kurzem glaubte doch jeder, Deutschland beziehe Unmengen Strom aus Frankreich. Das stimmte auch einmal. Nun hat sich die Lage jedoch drastisch verändert: seit Jahresbeginn hat Deutschland 12,7 Terawattstunden an unsere französischen Nachbarn exportiert. Das entspricht etwa der Jahresproduktion eines mittleren Atomkraftwerkes. Die gestiegene Nachfrage aus Frankreich treibt inzwischen den Strompreis an der europäischen Terminbörse in ungeahnte Rekordhöhen.
Im Gegensatz zum deutschen Bürger merkt der Franzose diese Preisexplosion nicht. Präsident Macron hat bereits Ende letzten Jahres die Energiepreise in Frankreich gedeckelt und diese Maßnahme in Anbetracht der Entwicklung auf den Märkten bis Ende 2022 verlängert. So kann der französische Energieriese EDF seine gestiegenen Beschaffungskosten nicht an die Endverbraucher weitergeben. Da das Unternehmen fest in staatlicher Hand ist, werden die entstandenen Verluste vom Hauptaktionär, dem Staat Frankreich, ausgeglichen. Die Gelbwestenproteste der vergangenen Jahre mögen ihr übriges dazu beigetragen haben, Macron diese Entscheidung leichter gemacht zu haben.
Ein deutscher Wirtschaftsminister denkt jedoch anders. Wenn Energieunternehmen gestiegene Beschaffungskosten haben, wird kurzerhand eine Gasumlage geschaffen, die eins zu eins an die Gaskunden weitergegeben wird. Statt, wie es Macron macht, seine Bürger vor einer unkalkulierbaren Kostenexplosion zu schützen, wälzt Habeck die Folgen der Politik seiner Ampelregierung auf die Bürger ab und besitzt auch noch die Unverschämtheit, sie mit neunmalklugen Tipps zum Energiesparen zu nötigen.
In Anbetracht der Verknappung auf dem Energiemarkt Strom aus Deutschland nach Frankreich zu exportieren, reiht sich nahtlos in die Absurdität der Gaslieferung nach Polen ein. Deutschland steht vor der größten Energiekrise seiner Geschichte und liefert fröhlich die eigenen knappen Energieressourcen nach Kosten seiner Bürger nach ganz Europa.“