Berlin, den 3. August 2022. Der Präsident des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall, Stefan Wolf, hat sich für eine Anhebung des Rentenalters auf 70 Jahre ausgesprochen. Erwartungsgemäß haben sich nun Gewerkschaften und Sozialverbände gegen Wolfs Vorschlag positioniert.

Uwe Witt, Mitglied des Deutschen Bundestags, sieht diesen Vorstoß mehr als kritisch:

“Alle Jahre wieder. so könnte man die neuste Idee des Gesamtmetallchefs Wolf vertonen. Er reiht sich damit in die Liste der Arbeitgeberverbandsvorsitzenden ein, denen immer in Krisenzeiten nichts Besseres einfällt als für unsere Bürger ein höheres Renteneintrittsalter zu fordern.

Auch ich stelle mich zusammen mit den Gewerkschaften und Sozialverbänden vehement gegen diese absurde und äußerst unsoziale Forderung.
Innerhalb Europas ist Deutschland der Spitzenreiter bei der Lebensarbeitszeit bei gleichzeitig niedrigstem Rentenniveau. Nirgendwo müssen die Bürger länger arbeiten und erhalten eine vergleichsweise niedrige Rente für ihre Lebensleistung.

Immer später in den wohlverdienten Ruhestand zu gehen, beinhaltet sozialen Sprengstoff. In Deutschland kann zwar z.B. ein 62-Jähriger nach 45 Arbeitsjahren die Altersrente beantragen, muss allerdings mit erheblichen Abschlägen rechnen. Und diese Abschläge bleiben bis zum Lebensende bestehen, nicht nur bis zum Erreichen des regulären Renteneintrittsalters. Hier gilt es soziale Gerechtigkeit zu schaffen! Es darf nicht weiter möglich sein, nach 15 Jahren Ausbildung und Studium mit gerade einmal 25 Beitragsjahren abschlagsfrei in Rente oder Pension zu gehen, während anderen nach Erreichen der Lebenshöchstarbeitszeit dieses verwehrt wird.

Doch welche Folgen hätte ein immer späteres Renteneintrittsalter? Die Rentenleistungsdauer wird immer geringer und der Staat spart dadurch Unmengen Geld. Eine Forderung, die unser auf dem Generationenvertrag aufgebautes Rentensystem ad absurdum führt.

Statt das Vertrauen in das deutsche Rentensystem mit jedem neuen unsinnigen Vorschlag zu erschüttern, müssen endlich Lösungen gefunden werden, die den Menschen in Deutschland wieder Perspektiven bieten und internationale Rentenungerechtigkeiten zu Lasten der deutschen Beitragszahler beseitigen.”